Geschichte des Oderbruch
Beim Oderhochwasser von 1997 stand das Oderbruch im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit. Wegen drohender Deichbrüche waren 20 000 Einwohner und eine intensive Landwirtschaft hochgradig gefährdet. 4 500 Bewohner und fast alle Nutztiere wurden damals vorsorglich evakuiert.
Das Bruch stellt heute den größten Flusspolder der Bundesrepublik Deutschland dar und entstand durch wasserbauliche und meliorative Arbeit vieler Jahrhunderte. Es ist 80 km lang, 4 bis 16 km breit und nimmt eine Fläche von etwa 80 000 ha ein. Die Höhe über dem Meeresspiegel der Ostsee beträgt im Süden 12 m, im Norden nur noch 2,3 m. Der Höhenabfall von Ost nach West erreicht 3 bis 4 m.
Wegen dieses Höhenabfalls floss die Oder ursprünglich am Westrand des Bruchs, in der Tiefenlinie entlang der Lebuser bzw. Barnimer Platte. Mit Deichbauten im Laufe mehrerer Jahrhunderte wurde die Oder schrittweise an den Ostrand des Bruchs verlegt. Der Mittelwasserspiegel der Oder liegt heute über dem Niveau der Niederung. Daher die Hochwassergefährdung der Region. 1947 stand das gesamte Oderbruch nach einem Deichbruch zwischen Reitwein und Küstrin-Kietz unter Wasser. Die verschiedenen Zeiträume der Entwässerung und die geringe Höhe über dem Meeresspiegel führten zu unterschiedlicher Nutzung: im Süden mehr Ackerland, im Norden dagegen überwiegend Grünland.
Die letzte große wasserbauliche Maßnahme fand zwischen 1747 und 1753 unter dem Preußenkönig Friedrich II. statt Er ließ einen Kanal von Güstebiese (heute Gozdowice) nach Hohensaaten bauen. Dort fließt heute die Stromoder. Die Alte Oder floss über Wriezen und Bad Freienwalde. Am 2. Juli 1753 um 11.00 Uhr konnte nach 6 Jahren Bauzeit der Neue Oderkanal freigegeben werden. Der 250. Wiederkehr des Ereignisses wurde mit dem im Bild dargestellten Stein auf dem Deich bei Güstebieser Loose gedacht.
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Der König gab seinerzeit für die Melioration des nördlichen Oderbruchs 600 000 Taler aus. Auf dem Land siedelte er Kolonisten aus ganz Europa an, zunächst als Anreiz von Abgaben und Diensten befreit, später natürlich Steuerzahler und Soldaten. (Nach der Bruchmelioration führte der König den Siebenjährigen Krieg: Kosten 139 Millionen Taler, 180 000 tote Soldaten und 220 000 tote Zivilsten.)
Auf den nach 1997 sanierten oder neu gebauten Deichen sind gute Radwege entstanden. Die bereits erwähnte unterschiedliche Verteilung von Ackerland und Grünland lässt sich von dort aus gut erkennen. Reichen im Süden und im Zentrum des Bruchs meist Ackerflächen an den Deich heran, so nimmt nach Norden der Grünlandanteil zu. Die dort notwendige intensive Entwässerung wird durch eine Vielzahl kleiner Schöpfwerke (Pumpstationen) realisiert.
Während der Deichfahrt kommt der Fahrradwanderer durch eine dünn besiedelte Randregion, in der sich die Einwohnerzahl dem Wert von nur 40 Personen pro Quadratkilometer nähert. Die wirtschaftliche Entwicklung stagniert oder ist rückläufig, obwohl der fruchtbare Boden eine leistungsfähige landwirtschaftliche Produktion mit sich anschließendem Verarbeitungsgewerbe möglich machen würde. Der Raum Genschmar-Bleyen, auf halber Strecke zwischen Lebus und Hohenwutzen, hielt Mitte 2003 den Arbeitslosenrekord der Bundesrepublik mit 60 Prozent.
In Kienitz-Dorf steht in Dorfmitte ein Panzer des Typs T 34. Er erinnert an den ersten Brückenkopf der Roten Armee im Frühjahr 1945.
Anfahrt: Stündlich mit der RB 26 von Berlin-Lichtenberg nach Küstrin-Kietz/Kostrzyn.
(siehe auch MOL)
Weiterführende Literatur für Ziele im Oderbruch: Carmen Winter: Das Oderbruch – Liebe auf den zweiten Blick. Ein kulturhistorischer und touristischer Reiseführer. Findling-Verlag, ISBN 3-933603-27-7, 9,50 €