Nebenlager des KZ Sachsenhausen in Lieberose-Jamlitz
Nördlich von Lieberose, im Winkel der Straßen 168 und 320, befindet sich das 1973 eingeweihte Mahnmahl für das von 1943 bis 1945 bestehende Nebenlager.
[image:255]
Am Fuße arbeitet eine kleine Museumsbaracke, geöffnet von Mai bis September Mittwochs von 16.30 bis 17.30 und Sonntags von 10.00 bis 12.00, wegen anderer Zeiten anrufen unter 033671-2511.
Das eigentliche Lager befand sich im heutigen Jamlitz, östlich von Lieberose, links an der Straße 320. Der Ort ist ausgeschildert.
Das Lager war ein Arbeitslager, nach dem Prinzip Vernichtung durch Arbeit, zum Aufbau des Truppenübungsplatzes Kurmark für die Waffen-SS. Es hatte etwa 8000 Häftlinge, überwiegend Juden, die dann von der Arbeit entkräftet in die Vernichtungslager kamen.
Auf dem gleichen Gelände befand sich zwischen 1945 und 1947 das sowjetische Speziallager Nr. 6 mit 7600 bis 10300 Häftlingen, überwiegend Funktionsträger der Nazis oder entsprechend Verdächtige. Solche Lager bestanden auf der Grundlage alliierter Vereinbarungen überall im besiegten Deutschland, wurden aber in der sowjetischen Besatzungszone mir besonderer Härte geführt.
Der Lagerstein von 1944 markiert den früheren Lagereingang unmittelbar an der Straße. Das Gelände wurde ab 1950 aufgesiedelt und ist heute teilweise bebaut. Am Ende der früheren Lagerstraße, heute Kiefernweg, entstand 2003 am Rande des Waldes unter der Trägerschaft der Evangelischen Kirchengemeinde Lieberose und des Landes Brandenburg eine Gedenkanlage, wobei zwischen KZ und Speziallager unterschieden wird. Das Foto zeigt die KZ-Abteilung.
[image:257]
Die Kombination zweier Lager mit unterschiedlicher Zielstellung und die Aufsiedlung des ehemaligen Lagergeländes stimmen nachdenklich. Auch ein dokumentierter Name zeigt die wechselvolle Geschichte des Lagers: Georg Krausz – Jude aus Ungarn, Mitbegründer der Kommunistischen Partei Ungarns, als politischer Jude Häftling Nummer 3732 im KZ Buchenwald, später Häftling im Speziallager Jamlitz, dann Redakteur und stellvertretender Chefredakteur des „Neuen Deutschland“.
In der Zeitung "Neues Deutschland" vom 1.2.2008 findet sich zur Problematik ein Artikel von Thomas Klatt "Gericht soll Suche nach Opfern aus Nazi-KZ erlauben- Lieberose in der Lausitz bleibt ein Ort mit einer Vergangenheit, die auch einiges über die Gegenwart berichtet."
Umgebung:
Besuch des südlich von Lieberose gelegenen Peitz, wobei ein nicht mehr genutzter Truppenübungsplatz durchfahren wird. Peitz, damals gelegen in einer preußischen Enklave, inmitten der böhmisch-sächsischen Lausitz, war neben Spandau und Küstrin eine preußische Festung. Nach Preußens Niederlage gegen Napoleon von 1806 kam Peitz an Sachsen.
Nach der Niederlage Napoleons musste das mit ihm verbündete Sachsen 1813 viele Gebiete an Preußen abtreten, so auch Peitz und Lieberose, wo noch heute eine sächsische Postsäule zu sehen ist.
Von der Festung Peitz steht nur noch das Turmgebäude. Die zur Verteidigung geschaffenen Wasserflächen dienen heute der Karpfenproduktion.
Das in der Region anstehende Raseneisenerz wurde über 2000 Jahre bis 1856 zur Eisengewinnung genutzt. So sind 1000 germanische Renöfen nachgewiesen. Die Geschichte der Eisenproduktion kann man im Peitzer Hüttenmuseum erfahren. Der Weg ist am Ortsausgang in Richtung Cottbus links ausgeschildert. Vom Hüttenmuseum aus besteht ein guter Blick auf das Kraftwerk Jänschwalde.
[image:258]
Vom Aussichtspunkt Bärenbrücker Höhe kann man sich einen Überblick über den Braunkohlenabbau verschaffen. Kontakt über www.vattenfall.de und martina.weiss@vattenfall.de, Telefon 035601-94615. Gastronomische Betreuung, Bootsverleih und Fachführungen über Karpfenklause, Hüttenwerk 1, 03185 Peitz, Telefon 035601-22353, Angler wenden sich an 035601-3440
Nebenlager des KZ Sachsenhausen in Lieberose-Jamlitz
In der obigen Beschreibung heißt es, dass nach 1945 "überwiegend Funktionsträger der Nazis oder entsprechend Verdächtige" inhaftiert wurden. Diese Aussage muss angesichts der hohen Zahl von inhaftierten Jugendlichen im Alter von 12 - 16 Jahren bezweifelt werden. Abgesehen von den anderslautenden Aussagen der noch heute lebenden Inhaftierten ist es wohl kaum möglich, dass Jugendliche dieses Alters "Funktions-
träger" waren, deren schuldhaftes Verhalten eine Inhaftierung in einem Lager dieser Art gerechtfertigt hätte. Von den mir bekannten Insassen kann nicht einer als Funktionsträger bezeichnet werden. Die kürzlich dem Roten Kreuz übergebenen Listen der Opfer, ermöglichen in den meisten Fällen auch eine Überprüfung. Kann übrigensd Gustav Gründgens als Funktionsträger bezeichnet werden? Aufarbeitung der Vergangenheit kann nur auf Wahrheit basieren
Hinrich Röders