Geschichte

Die jüdische Gemeinde in Schwedt

Nachdem die jüdische Bevölkerung wegen Ausbruch der Pest, für die sie verantwortlich gemacht wurden, aus der Mark Brandenburg vertrieben worden ist, kam es erst wieder 1671 nach dem Edikt von Kurfürst Friedrich Wilhelm von Brandenburg zur erneuten Besiedelung jüdischer Familien.

1672 zog Benedikt Levi mit kurfürstlicher Genehmigung nach Schwedt und wurde erster sogenannter "Schutzjude".
Zuvor hatte er in Oderberg gelebt und verhalf zur Gründung einer Bibliothek. Außerdem betrieb er dort effektiven Handel. Trotz Schutzbriefes kam es immer wieder zu Einbrüchen in sein Geschäft und anderen Diskriminierungen durch judenfeindliche Oderberger, bis letzlich auch sein Haus völlig abgebrannt wurde. Genau wie Benedict Levi zog es auch andere jüdische Familien nach Schwedt.
1812 ist die größte Zahl an Bürgerbriefen ausgestellt worden. Die Stadt schien ihnen besonders gute Entwicklungsmöglichkeiten zu bieten. Die Einwohnerzahlen stiegen von 131 im Jahre 1850 auf 171 im Jahre 1912. Auch nicht ganz zu Ungunsten der Stadt, denn die jüdischen Bürger waren maßgeblich am Flourieren der Schwedter Wirtschaft beteiligt. Sie etablierten sich beispielsweise im Tabakhandel und besaßen bis 1911 acht Tabakfabriken.

Das Ritualbad

Im Jahre 1876/77 errichtet, existiert eine sogenannte Mikwe heute noch in Schwedt. In Deutschland gibt es etwa 400, von denen aber nur noch 30 nutzbar sind.
An Tagen des offenen Denkmals ist es auch möglich das Schwedter Ritualbad zu besichtigen, welches eine spezielle Form der Mikwe darstellt - die Kellermikwe.
Diese entstanden im 14. Jahrhundert nach den Pestprogromen, wobei Juden in getrennte Wohnviertel eingewiesen wurden.
An versteckten Plätzen des Kellers eines Wohnhauses wurden schmale Schächte bis auf Grundwasserniveau gegraben, um dort ein etwa badewannengroßes Tauchbecken auszuheben, was durch eine Öffnung in der Mitte einer Kuppel beleuchtet wurde.
In solchen Tauchbädern war oder ist es Juden also möglich, sich von Unreinheiten (im kultischen Sinne), wie beispielsweise nach der Berührung eines Toten (da der Tod als Unreinheit gilt) oder nach Heilung von bestimmmten Krankheiten, rein zu waschen.
Die körperliche Reinheit ist für das Judentum untrennbar mit der geistigen Reinheit verbunden.
Es darf aber nur „lebendiges“ Wasser, also Wasser natürlichen Ursprungs, verwendet werden.

Die Synagoge

Sie befand sich in der Nähe des Ritualbades und wurde für Feierlichkeiten und Festtage genutzt.

Jedoch wurde sie in der Reichskristallnacht geplündert und später abgetragen. Alle Spuren wurden verwischt und erst später wurden wichtige Dokumente und Ansichten entdeckt. Auf einem Luftfoto von 1930 lässt sich der eckige Backsteinbau erkennen.

Das jüdische Gemeindehaus

Im jüdischen Gemeindehaus trafen sich die Juden zu Gottesdiensten. Es befindet sich in der Jüdenstaße und ist heute eine Recyclinannahmestelle.

Der jüdische Friedhof

Der jüdische Friedhof in Schwedt stellt eine Besonderheit dar, da er bis heute nicht zerstört wurde. Es befinden sich dort noch 121 erhaltene Grabmale.
Unter ihnen gibt es auch einige Marmordenkmäler aus den Jahren 1860 und 1873.
Dem Friedhof kommt heute eine mahnende und erinnernde Funktion zu und dient als Denkmal an die vielen Juden, die in den Konzenzentrationslagern umgekommen sind.

Dass dieser Friedhof vor rechtextremistischen Übergriffen nicht sicher ist, zeigt dieser Artikel:

"Jüdischer Friedhof in Schwedt geschändet"
Schwedt (ddp-lbg). Unbekannte haben den jüdischen Friedhof im Brandenburgischen Schwedt (Uckermark) geschändet. Sie schmierten mit roter Kreide eine 30 Zenimeter hohe SS-Rune auf die Friedhofsmauer, wie die Polizei am Dienstag mitteilte. An die dem Friedhof gegenüberliegende Hauswand waren weitere Nazi-Symbole gesprüht worden.
Quelle: BerlinOnline 19.12.2000