Albrecht Daniel Thaer (siehe auch unter MOL)
Der Landwirt und Arzt Albrecht Daniel Thaer (1752 – 1828) zählt zu den bedeutendsten Begründern der modernen Landbauwissenschaften im deutschen Sprachraum. Mit seinem Hauptwerk „Grundsätze der rationellen Landwirthschaft“ (1809 – 1812) entwickelte er das in seinen Grundzügen noch heute gültige System der Landbauwissenschaften und realisierte die Einheit zwischen den aufstrebenden Naturwissenschaften und der bis dahin fast ausschließlich empirisch betriebenen Landwirtschaftslehre. Das von ihm 1802 in Celle gegründete landwirtschaftliche Lehrinstitut und besonders die spätere Königlich Preußische Akademie des Landbaues in Möglin (eröffnet 1806) bildeten mit ihrer Wissenschaftsorganisation und ihrem Lehrprogramm das Vorbild für das Entstehen zahlreicher agrarischer Hochschuleinrichtungen im In- und Ausland.
Thaer war auch an den Preußischen Agrarreformen nach dem Oktoberedikt von 1807 beteiligt: Auflösen der starren Ständeordnung, Beseitigung der bäuerlichen Erbuntertänigkeit, Bauernbefreiung, Beginn der kapitalistischen Entwicklung in der Landwirtschaft. Mit der „Bauernbefreiung“ konnten die bisher abhängigen Bauern über 20 Millionen Hand- und annähernd 7 Millionen Spanndiensttage ablösen. Das hieß, sie waren nicht mehr verpflichtet, unentgeldlich auf den Gütern und Domänen zu arbeiten. Aber sie mussten dafür etwa 32 Millionen Taler zahlen und 400 000 ha Land abtreten. Damit wurden die Großbetriebe ökonomisch gestärkt.
Thaer kam 1804 nach Möglin und kaufte das dortige Rittergut. Heute steht das Ensemble als Gedenkstätte für Thaer unter Denkmalschutz: Hofanlage, Gutshaus, Inspektorenhaus, Gutspark mit Thaer-Büste und Thaer-Grab. Die Fördergesellschaft Albrecht Daniel Thaer e.V. betreibt im Inspektorenhaus
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eine Ausstellung über Thaer, seine Herkunft, sein Werk und seine Zeitgenossen. In der benachbarten Kirche ist die Ausstellung „200 Jahre Thaer in Möglin“ zu sehen. Die Büste im Park
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stammt aus dem Jahr 1978. Das Grab wurde 2003 aus Anlass des 175. Todestages saniert.
Das heutige Aussehen der Hofanlage und des Parks ist ein typisches Beispiel dafür, wie durch verfehlte Privatisierungspolitik der Treuhand und ihrer landwirtschaftlichen Nachfolgerin, der BVVG, die Entwicklung blockiert werden kann.
Möglin, gelegen am östlichen Rand des Barnim, ist mit öffentlichen Verkehrsmitteln schlecht zu erreichen. Aber es wird durch den Fontane-Wanderweg an den regionalen Tourismus angeschlossen. Ein Teil des Wanderwegs ist die Verbindungsstraße zwischen Möglin und Reichenow. Mit den alten Kopfulmen
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lässt sich dort eine alte Bewirtschaftungsweise demonstrieren. Der Austrieb der Ulmen wurde regelmäßig beschnitten, geschneitelt. Dicke bzw. dünne Äste dienten als Bau- bzw. Brennholz. Die Blätter kamen frisch oder getrocknet (Blattheu) als Viehfutter zum Einsatz.
Öffnungszeiten der Ausstellung:
April bis September
Donnerstag bis Sonntag 11.00 bis 17.00
Oktober bis März
Donnerstag bis Sonntag 10.00 bis 16.00
Bitte die aktuellen Öffnungszeiten bestätigen lassen unter 033456-35164.
Weiterführende Informationen:
www.albrecht-daniel-thaer.org
Albrecht Daniel Thaer in Brandenburg und Berlin, Agrarhistorischer und kulturhistorischer Reiseführer. Findling-Verlag, ISBN 3-933603-28-5, 9,50 €