Auf dem Weg von Berlin nach Kuestrin immer der Bundesstrasse1/5 Richtung deutsch-polnischen Grenze entlang, kommt man direkt in den Ort Muencheberg hinein, vorausgesetzt man missachtet die Ortsumgehung. Die Stadt selbst hat weder eine regionale noch ueberregionale Bedeutung, wie so viele Kleinstaedte der ehemaligen Mark Brandenburg.
Im Jahre 1225 schenkte Herzog Heinrich von Schlesien den Orden der Zisterzienser und Templer Land in der Region. Diese Schenkung hatte vielleicht auch religiöse Gründe. Ganz vordergründig wird es aber dem Herzog darum gegangen sein, das Land zu besiedeln und dann Steuern eintreiben zu können. 1232 wurde Müncheberg erstmalig urkundlich erwähnt: Eine Ansiedlung von Mönchen, Siedlern und Kolonisten auf einer sandigen Erhebung, umgeben von Wasserflächen und Feuchtgebieten. Ab 1319 entstanden Stadtmauer, Tore, Türme und Wälle, die in teilweise gut erhaltenen Resten noch heute vorhanden sind. Die erste Erwähnung jüdischer Bürger datiert aus dem Jahre 1353. Nach einer Vielzahl von Vertreibungen und Ansiedlungsverboten beginnt ab 1735 zunächst der temporäre und dann der ständige Aufenthalt jüdischer Bürger in Müncheberg. Es waren „Schutzjuden“, die besondere Abgaben zahlen mussten.
1840 schlossen sich die Juden aus Müncheberg, Buckow, Neu-Hardenberg, Neu-Trebbin, Gusow und Platkow zu einer Gemeinde zusammen. 1857 erreichte die Zahl jüdischer Einwohner Münchebergs ihren Höhepunkt mit 82 Personen, bis 1930 sank dann die Zahl auf 34. Im Jahre 1854 erfolgte die Bestätigung des Müncheberger Synagogen-Status durch die Behörden. Neben der Entwicklung des Schulwesens und des Friedhofs kamen nun Gottesdienste an wechselnden Standorten hinzu. 1856 konnte in der Hinterstraße 155 die neue Synagoge eingeweiht werden. Sie fiel dem Pogrom in der Nacht vom 9. zum 10. November 1938 (Reichskristallnacht genannt) zum Opfer. Die 1995 errichtete Gedenkplatte in der Rathausstraße gegenüber der Stadtverwaltung ist vorläufig aufgestellt und steht noch nicht am richtigen Platz.
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Gedenkstein für die zerstörte Synagoge auf dem Marktplatz
Aus den alten Straßennamen lässt sich ableiten, dass es vermutlich kein jüdisch dominiertes Siedlungsgebiet gab, z.B. eine „Judengasse“. Die Französische Straße dagegen bezieht sich auf die Ansiedlung von Hugenotten.
Der einzig heute sichtbare Beleg für Müncheberger Bürger jüdischen Glaubens ist der Friedhof.
Er enthält etwa 60 Grabsteine, die zwischen 1763 und 1932 aufgestellt wurden. Isaac Mann und Elias Hirsch kauften das Grundstück 1756.
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Die ältesten Grabsteine: Elias Hirsch (1763), Feigele Elias Hirsch (1767) und Reisel Seew (1775), links vom Haupttor, Osten
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Gräber zwischen 1800 und 1845, links vom Hauptor Richtung Osten
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Gräber zwischen 1846 und 1902 rechts vom Haupttor Richtung Westen
Der Friedhof hat den Nationalsozialismus relativ gut überstanden. Deutliche Schäden entstanden erst gegen Ende des 2. Weltkriegs. Ab 1988 wurde begonnen, die Anlage wieder in einen würdevollen Zustand zu bringen. Für 1992 ist eine Schändung nachgewiesen, die 1994 zu einer Verurteilung wegen „gemeinschaftlicher Volksverhetzung in Tateinheit mit Verwendung von Kennzeichen verfassungswidriger Organisationen und gemeinschaftlicher Sachbeschädigung“ führte.
Anfahrt zum Friedhof: In Müncheberg die Bundesstraße 5 nach Frankfurt (Oder), in die Tempelberger Straße einbiegen und in den Eggersdorfer Weg, auf der linken Seite.
Weitere Informationen in: Illing, R. (1995): Die Juden der Stadt Müncheberg. Magisterarbeit, Freie Universität Berlin, 254 S.
Müncheberg liegt an den Bundestrassen 1/5 in Richtung Frankfurt (Oder) etwa 50 km vom Zentrum Berlins entfernt. Die Regionalbahn in Richtung Osten fährt jede Stunde von Lichtenberg aus. Vom Bahnhof Müncheberg dann eine Busverbindung in die Stadt. Diese verkehrt jedoch sehr unregelmäßig und es bedarf geduldiger Wartezeit.
Im Ort ist das Zentrum für Agrarlandschafts- und Landnutzungsforschung (ZALF) der größte Arbeitgeber. In der Nähe lädt der Naturpark Märkische Schweiz zu einem Besuch ein.