Um ein Wochenende dem Berliner Großstadtlärm zu entfliehen empfiehlt sich ein Abstecher an die Ostsee. Zunächst denkt man hierbei an das Ostseebad Binz oder andere Städte auf Rügen, an Warnemünde oder an die Strände von Usedom. Um den Geldbeutel zu schonen und unbekanntes Terrain zu betreten entschied ich mich jedoch auf den polnischen Teil von Usedom, die „Halbinsel Wollin“ genauer nach Swinoujiscie („Swinemünde“) zu fahren. Nicht zu verhindern ist dabei eine Durchquerung des „Reiselandes Brandenburg“, dass trotz seiner blumigen Eigenwerbung nicht in der Lage war meine Sehnsucht nach Wellen, Strand und Wind zu befriedigen. Ich entschied mich für den Zug...
Auf der Hinfahrt nahm ich den Direktzug „Berlin-Swinemünde“ „Stettiner Haff“. Durch den Besitz eines Potsdamer Studentenausweises fuhr ich bis zur Grenze in Tantow kostenlos. Hierbei durchfuhren wir beschauliche Städtchen wie Bernau, Eberwalde, Angermünde und Casekow. Nach der Grenze passierte ich Szczecin und gelangte nach ca 4,5 Stunden an mein Ziel. Die Kosten betrugen für den restlichen Strechenteil weniger als 10 Euro.
Nach einem überraus angenehmen Wochenende ging es nun an die Rückfahrt. Schon die Zugwahl gestaltete sich etwas schlechter, da nun 2x umsteigen vorgesehen war. Nach dem 1. Umstieg in Szczecin ging es schnurstracks auf die deutsche Grenze zu. In einem kleinen Ort nach Szczecin stiegen deutsche und polnische Grenzpolizisten zu. Während der Weiterfahrt nahmen sie nun die Paß- bzw. Personalausweiskontrolle vor. Dies konnte unter Umständen bei dem ein- oder anderen etwas länger dauern da die Polizisten sehr auf gegenseitige Rücksichtnahme und binationale Harmonie ausgerichtet waren und freudig die Papiere von einer Hand in die nächste weitergaben (summa sumarum 10 Hände). Teilweise wurden die Ausweise maschinell auf ihre Gültigkeit geprüft, eine Kontrolle des Gepäcks fand jedoch nicht statt. Mit sich führten sie jedoch, und dieser gab dem Bericht seinen Namen, einen kleinen wild um sich schnüffelnden Pudel, der bei den weiblichen Gästen des Abteils ein einstimmiges zuckersüßes Murmeln und bei den männlichen Fahrgästen einen eher geringschätzigen Blick angesichts seiner doch bescheidenen Größe, hervorrief. Seine Erfolgslosigkeit bedingt durch Nichtfinden jeglicher Drogen, wurde durch ein allseitiges Betatschen abgemildert. Nachdem der Zug nun die Grenze passiert hatte verließen die Grenzpolizisten samt Drogenpudel den Zug bei einem kurzen Halt in Tantow, einem gottverlassenen, wahrhaft steppenähnlichen, Ort in der Uckermark. Nach einem weiteren Zugwechsel in Angermünde erreichte ich nach etwas mehr als 5 Stunden wieder Berlin.
pho/july 2004
Mit der Bahn nach Rheinsberg (Mark)
Um auf die Idee zu kommen von Berlin nach Rheinsberg zu fahren bedarf es einem Hang zu literarischer Leidenschaft, lokaler Herkunft oder einer besonderen Liebe zur Eisenbahn. Die schnellste Verbindung mit der Bahn dauert 1 h 58 min, andere Varianten durchaus schnell eine Stunde länger. ich entschied mich also aus zeitlichen Gründen für die Kürzeste. Knapp 2 h dösend, lesend und entspannend durch die liebliche Landschaft Nord-Brandenburgs zu fahren erschien mir als die richtige Lösung. Nach einem Blick auf den Fahrplan in Berlin-Ostbahnhof wurde jedoch schnell klar, dass der Beginn der entspannten Reise wohl erst in Berlin-Lichtenberg sein würde, da bis dort zunächst die S-Bahn zu nehmen war.
Dort angekommen, in Erwartung eines gemütlichen Sitzplatzes in einem mäßig gefüllten Zug, musste ich jedoch schnell feststellen, dass es sich bei dem Zug lediglich um 2 aneinandergekoppelte Triebwagen handelte, die bei der Bahn unter „Regionalbahn“ firmieren. Die zwischenzeitlich eingetretene leichte Anspannung begann sich auch nicht zu lösen, als ich das Abteil betrat, das wider Erwarten voller eigentlich arbeitsloser und schlechtgekleideter Brandenburger Jugendlicher war. Die Frage nach deren Aufgabe und Berechtigung sich just in diesem Moment in meinem Abteil aufzuhalten, wagte ich nicht zu stellen. Nach dem ich neben einer mürrisch-skeptisch dreinblickenden Frau endlich einen Sitzplatz gefunden hatte konnte die Reise nun also endlich beginnen. Nach einer knappen Stunde musste ich nun das erste Mal in Löwenberg (Mark) umsteigen. Einerseits wollte ich nicht schon wieder aufstehen, doch andererseits schien mir die Perspektive in einem anderen Zug einen angenehmeren Platz zu finden doch sehr verlockend. So stieg ich in Löwenberg (Mark), einem Idyll aus verlassenen Gebäuden und von Gräsern überwucherten Bahngleisen aus um nach wenigen Minuten in die Regionalbahn nach Herzberg (Mark) umzusteigen. Nachdem ich 17 minuten in einem angenehm duftenden nahezu leeren Abteil Wiesen und Felder genießen konnte stand der nächste Wechsel des Verkehrsmittels an. In Herzberg ging es nun in einen Regionalexpress in Richtung Rheinsberg. Dieser bestand im Übrigen aus den gleichen 2 Triebwagen wie die Regionalbahn.
Nach exakt 1h 58 min bin ich nun doch fahrplangerecht in Rheinsberg angekommen. Das kollektive Erlebnis mit so vielen Nord-Brandenburgern in einem engen Zug zu sitzen, gemeinsam umzusteigen, schnell eine Zigarette vor der nächsten Abfahrt zu rauchen und schließlich fast allein auf der letzten Etappe nach Rheinsberg zu fahren hat mir Nord-Brandenburg emotional ein Stück näher gebracht. Nach dem 3. Umsteigen erfährt man was es heisst genügsam und anspruchslos zu werden. Man harrt der Dinge die da kommen mögen. So ist es nicht nur eine Fahrt zwischen zwei Punkten sondern nahezu ein sinnliches Erlebnis, ein schönes Stück Lebenserfahrung.
Alle Wege führen nach Strausberg???
Dies ist eine Warnung. Natürlich ist Strausberg ´ne Stadt, die man aus verschiedensten Anlässen mal besuchen kann, aber: FAHRT MIT DER BAHN!
(ihr müsst dann bloß die Bahnhöfe auseinanderhalten..)
Aber am Versuch mit dem Auto die Stadt am See zu finden, sind schon manche gescheitert.
Beispielstrecke Bernau-Strausberg: (ca. 30 km)
Variante 1:
Bernau -Börnicke- Seefeld- Krummensee- Atlandsberg Strausberg unterer Eingang
Variante 2:
Bernau- Weesow- Werneuchen-Wegendorf- Gielsdorf- Strausberg oben
Variante 3:
Man kann den Bogen auch größer machen und noch Hirschfelde und Tiefensee einbauen. Oder alle Wege miteinander kombinieren, dass gibt ein schönes Zickzack- Muster.
Die Möglichkeiten sind (leider) unbegrenzt.
Alles ganz toll, aber da in jedem der touristisch wertvollen Orte mindestens 3 nichtausgeschilderte Kreuzungen sind, stellt das Otto-Normal-TouristIn vor erhebliche Schwierigkeiten.
Früher oder später kommen dann immer Ortsnamen, die man noch nie gehört hat, weil da eben auch nur 50 Leute wohnen. Und irgendwie sieht immer alles gleich aus. Wald, Feld, mehr Wald, mehr Felder...
Strausberg ist natürlich nicht ausgeschildert. Warum auch?
Was nützt einem die Information, dass das nächste Dorf Bruchmühle heißt, wenn man nicht weiß, ob die Richtung stimmt?
Wenn man irgendwann auf ´nem nichtasphaltierten Feldweg 500 m rückwärts fährt, ist man falsch. Wenn auf dem Schild „Eberswalde 12 km“ steht, ist man auch falsch.
Man kann auch immer im Kreis fahren.
Kontakt zu Einheimischen ist zu vermeiden, meistens unfreundlich oder auch am Suchen.
Wenn man dann in Strausberg ankommt, ist das Schlimmste geschafft. Strausberg ist glücklicherweise nicht so groß, man kann alle Straßen abfahren, bis man die richtige gefunden hat.
Und wenn man wieder weg will, muss man doll auf die Richtung achten. Prötzel ist falsch, wenn wir bei der Variante Bernau- Strausberg bleiben.
Naja, der Rückweg. Quasi alles nochmal so schwer, bloß andersrum.
Also: Nehmt die S-Bahn (ist ja eh besser für die Umwelt) oder den Berliner Ring. Oder einen Routenplaner, oder lasst euch fahren, oder fahrt einfach nicht hin.